Nebenwirkungen lindern

Krebstherapien bringen auch immer wieder Nebenwirkungen mit sich. Diese sind meist dadurch bedingt, dass Zytostatika und Strahlentherapie nicht nur Krebszellen, sondern auch sich teilende gesunde Körperzellen treffen. Andere Therapien wie zum Beispiel die Antihormontherapie beeinträchtigen das Wachstum von Krebszellen aber auch funktionierende Regelkreise, wodurch z.B. Symptome / Erscheinungen wie beim Wechsel auftreten.

Nebenwirkungen treten nicht bei jedem Patienten auf und sind auch in ihrer Stärke individuell unterschiedlich ausgeprägt.

Zu den häufigsten, die Lebensqualität beeinträchtigenden Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Müdigkeit und Schmerzen. Wenn Sie an Nebenwirkungen leiden, informieren Sie Ihren Arzt! Bei einigen Therapienebenwirkungen kann durch richtige, der Situation angepasste, Ernährung viel für das Wohlbefinden erreicht werden. Gerade auf dem Gebiet der supportiven Therapien, die Nebenwirkungen (der Chemotherapie) lindern oder aufheben können, sind in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht worden.

Therapien bei Krebs

Was sind die Nebenwirkungen einer Chemotherapie?

Univ. Prof. Dr. Gabriela Kornek

Müdigkeit und Erschöpfung, medizinisch unter dem Begriff Fatigue zusammengefasst, sind die häufigsten, die Lebensqualität einschränkenden Nebenwirkungen.

Fatigue kann viele Auslöser haben. Einerseits drückt die Diagnose Krebs und die Sorge um die Heilung natürlich auf die Stimmung. Fatigue kann aber auch durch die Krebserkrankung selbst, die Behandlung, die Medikamente, Blutarmut (Anämie), Gewichts- und Appetitverlust sowie durch den veränderten Stoffwechsel ausgelöst werden.

Medizinische Maßnahmen

Ist Blutarmut Ursache für die Müdigkeit/Erschöpfung (dies kann durch eine Blutbild geklärt werden), wird der Arzt entscheiden, ob die Zufuhr von Blut in Form von Blutkonserven und / oder Erythropoietin als Medikament sinnvoll ist.

Tipps

Sie benötigen viel Ruhe und genügend Schlaf. Wichtig ist es, eine Balance zwischen Ruhe und Aktivität zu finden. Bleiben Sie soweit als möglich jedoch aktiv und denken Sie positiv. Gehen Sie, wenn möglich, an die frische Luft und versuchen Sie, ein regelmäßiges Bewegungsprogramm einzuhalten. Notieren Sie die Tageszeiten, an denen Sie sich am kräftigsten fühlen. Planen Sie Ihren Tag  schon am Vorabend und erledigen Sie wichtige Aktivitäten zu den Zeiten, an denen Sie besonders viel Energie haben.

Die Ursachen der Übelkeit aufgrund der Krebstherapie können vielfältig sein, prinzipiell wird jedoch durch die Reizung bzw. Schädigung der Zellen des Magen-Darmtraktes ein Gewebshormon (Serotonin) freigesetzt, wonach Signale an das Brechzentrum im Gehirn weitergeleitet werden. Diese Reaktion kann sich als akute (innerhalb von 24 Stunden) bzw. verzögerte (nach mehr als 24 Stunden auftretende) Nebenwirkung manifestieren.

Maßnahmen

Neue Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen – sogenannte Antiemetika – können bereits aufgetretene Symptome rasch lindern und auch das Auftreten dieser Nebenwirkung effektiv unterdrücken. Alle Patienten erhalten daher – falls erforderlich – diese Medikamente bereits unmittelbar vor jeder Zytostatika-Gabe. Häufig müssen diese Medikamente auch noch 2–4 Tage nach der Therapie
weiter eingenommen werden.

Diese Anti-Emetika können zu Darmträgheit/Verstopfung führen. Kortisonpräparate, die ebenfalls anti-emetische Wirkung aufweisen, können zu Magenbeschwerden und v. a. bei längerer Einnahme
zu Flüssigkeitsansammlung und Fettumverteilung im Kopf- und Rumpfbereich führen. Da die standardmäßige Gabe von Anti-Emetika nicht immer der individuellen Reaktion voll entspricht, kann es
notwendig sein, die verordnete Therapie anzupassen.

Tipps

Nehmen Sie am morgen der Chemotherapie nur eine kleine Mahlzeit zu sich. Sorgen Sie für ausreichend Flüssigkeitszufuhr. Atmen Sie tief und langsam, wenn Sie Übelkeit verspüren. Tragen Sie nur locker passende Kleidungsstücke. Entspannungsübungen und Akupressur (Nei-Kuan-Punkt) können die Beschwerden lindern.

Schmerzen sind bei fortgeschrittener Erkrankung häufig ein belastendes Symptom, das auch die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Eine gute Schmerztherapie wird individuell auf Ihre  Schmerzsituation abgestimmt. Heute ist man mit dem Einsatz von Opioiden nicht mehr so zurückhaltend und die Verschreibung ist weit weniger kompliziert als früher.

Mit den heute verfügbaren Medikamenten und Methoden lassen sich Tumorschmerzen meist gut lindern. Die Behandlung erfolgt nach Möglichkeit mit Tabletten oder Tropfen. Bei starken Schmerzen werden Opioide eingesetzt, die auch als Pflaster erhältlich sind.

Falls diese Maßnahmen nicht ausreichend wirken oder nicht verträglich sind, können Opioide auch als Dauerinfusion verabreicht werden. Solche Katheter sind mit einer Pumpe oder mit einem unter die Haut eingepflanzten Reservoirsystem verbunden, die eine kontinuierliche Abgabe des Medikaments sicherstellen.

Bei der sogenannten patientenkontrollierten Schmerztherapie (PCA) können die Patienten die Pumpe selbst betätigen und je nach Bedarf die Dosis anpassen. Auch Antidepressiva beeinflussen die Schmerzschwelle günstig, da sie die Empfindlichkeit gegenüber Tumorschmerzen mindern. Gleichzeitig heben sie das psychische Befinden.

Schmerztagebuch

Führen Sie ein Schmerztagebuch, in dem Sie bestehende oder neu entstandene Schmerzen so präzise wie möglich beschreiben. Informieren Sie Ihren Arzt über ihre Schmerzen. Eine gute Diagnostik der Schmerzursachen ist wichtig, weil Schmerzen in Art und Ursache vielfältig sind und daher auch unterschiedlich behandelt werden.