Darmkrebs-Screening ist kein „Burgenland-Witz“!

Die Darmkrebs-Früherkennung im Rahmen einer Koloskopie wird ab dem 50. Lebensjahr empfohlen und ist seit Oktober 2005 in die Vorsorgeuntersuchung in Österreich integriert. Leider nimmt aber noch immer nur 12 % der Bevölkerung diese Untersuchung in Anspruch. Bei einer 100 %igen Teilnahme könnten jedoch 90 % aller Darmkrebserkrankungen verhindert werden.

Grund genug für die Österreichische Krebshilfe gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) ein landesweites Screening zu fordern. Denn ein Projekt im Burgenland zeigt, dass mit einem institutionalisierten Screening die Sterberate deutlich gesenkt werden kann.

Darmkrebs ist einer der wenigen Krebsarten, die sich „ankündigt“: Zunächst gutartige Polypen im Darm können innerhalb von 10 Jahren entarten und zu Krebs werden. Der Nachteil dieser Polypen ist, dass sie kaum Symptome verursachen und daher auch nicht bemerkt werden. Umso wichtiger ist die Darmspiegelung (Koloskopie), bei der die Polypen gleich abgetragen werden können. Diese Darmkrebs-Früherkennungs-untersuchung ist daher gleichzeitig auch die wichtigste Therapiemaßnahme. Die EU verabschiedete bereits 2007 eine Deklaration, in der ein flächendeckendes Einladungsverfahren (Screening) zur Koloskopie gefordert wurde. In Österreich ist dies – bis auf einige wenige Modellprojekte – bis dato noch nicht umgesetzt.

„Die Kosten-Nutzen-Rechnung eines Screenings spricht für sich,“ erklärt Univ. Doz. Dr. Werner Weiss von der ÖGGH. „Internationale Studien belegen, dass jeder Euro, der in die Darmkrebsprävention investiert wird, eine Einsparung von rund 6 Euro ergibt.“ Die Behandlung eines Darmkrebs-Patienten kostet rund 42.000 Euro, um sein Leben um 16 bis 22 Monate zu verlängern. „Würden alle Menschen ab 50 zur Vorsorge-Koloskopie aufgerufen und der Einladung folgen, dann könnte sich das Gesundheitswesen diese enormen Behandlungskosten sparen,“ bekräftigt auch der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda. „Denn immerhin erkranken jährlich rd. 5.000 Menschen in Österreich an Darmkrebs.“

Vorzeigeland Burgenland
Die Krebshilfe verweist auf das Modellprojekt im Burgenland, wo bereits seit 1987 Personen über 40 zur Vorsorgeuntersuchung eingeladen werden. Rund 50 % der Eingeladenen nahmen bis dato das Angebot an, 3.497 Menschen davon waren Polypenträger, in 191 Fällen wurde Krebs entdeckt. Die Sterberate durch Darmkrebs konnte dadurch auf 15,3 % unter dem Österreichdurchschnitt gesenkt werden. Auch das Bundesland Vorarlberg setzt seit vielen Jahren auf Darmkrebs-Screening und auch hier ist es gelungen, die Sterblichkeitsrate und die Anzahl der Neuerkrankungen entscheidend zu senken.

Die Darmkrebs-Vorsorge sollte ab dem 40. Lebensjahr beginnen. Einzige Ausnahme: Personen, in deren Familie Dickdarmkrebs aufgetreten ist. Hier sollten die Früherkennungsuntersuchungen bereits früher vorgenommen werden. Folgendes Vorsorge-Schema gilt bei Darmkrebs:

1. Ärztliches Gespräch im 40. Lebensjahr
Erhebung einer eventuell vorhandenen Risikosituation: Gibt es Verwandte ersten Grades mit Dickdarmkrebs sowie chronische Erkrankungen wie z. B. Colitis ulcerosa (=chronisch entzündliche Darmkrankheit)? In diesem Gespräch sollte auch erhoben werden, welche Vorsorgemethode die beste ist.

2. Okkulttest 1 x jährlich ab dem 40. Lebensjahr
Untersuchung auf okkultes (verborgenes) Blut im Stuhl, das von Polypen, aber auch von bösartigen Tumoren stammen kann. Dieser Test kann, wenn er regelmäßig durchgeführt wird, die Darmkrebs-Sterblichkeit bis zu einem Drittel senken. Allerdings ist dieser Test nicht hundertprozentig, da viele Tumore zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht bluten. Die Treffsicherheit des Testes nimmt daher mit der Regelmäßigkeit der Untersuchung zu.

3. Sanfte Koloskopie ab dem 50. Lebensjahr alle 7 – 10 Jahre
QualitätssiegelBereits während der Koloskopie können verdächtiges Gewebe oder Polypen entnommen werden, die anschließend unter dem Mikroskop beurteilt werden. Die Koloskopie dient daher zur Krebsvorsorge, Diagnose und Therapie in einem. Die ÖGGH hat in jahrelangen Verhandlungen und Bemühungen gemeinsam mit dem Hauptverband im Vorjahr das „Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge“ ins Leben gerufen. Dieses Zertifikat ist ein Gütesiegel, das für die Qualitätssicherung der endoskopierenden Stelle steht. 215 Ärzte und Abteilungen haben dieses „Qualitätszertifikat“ erhalten. Die Adressen der Zertifikatinhaber sind in der Krebshilfe-Broschüre „Darmkrebsvorsorge“ aufgelistet. Eine Suchmaschine unter www.krebshilfe.net bietet online Zugriff auf diese Adressen.

Krebshilfe-Veranstaltungen zur Darmkrebsvorsorge:
18. März 2009, „Tag der Darmgesundheit“ Innsbruck, 16.30 – 20.30 Uhr Ursulinensäle, Innrain 7, 6020 Innsbruck, Eintritt frei
2. April 2009, „Tag der Darmgesundheit“ Graz, 16.30 – 20.00 Uhr Merkur Versicherung, Neutorgasse 57, 8010 Graz, Eintritt frei
6. Juni 2009, „1. Grazer Darmtag“, Sanatorium Kastanienhof, Programm demnächst unter www.krebshilfe.at

Krebshilfe-Broschüren „Darmkrebsvorsorge“ und „Darmkrebs“:
Zu den Broschüren

Die Broschüren der Österreichischen Krebshilfe sind kostenlos unter service(at)krebshilfe.net oder 01/7966450 bzw. zum Download auf www.krebshilfe.net erhältlich.

Österreichische Krebshilfe
Präsident: Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda,
Geschäftsführung: Doris Kiefhaber Wolfengasse 4,
1010 Wien,
Tel. 01/7966450,
Fax: 01/7966450-9
E-Mail: kiefhaber(at)krebshilfe.net

Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie
Univ. Doz. Dr. Werner Weiss,
c/o MAW Freyung 6,
1010 Wien,
Tel: 01/53663 - 37 od. DW 42
E-Mail: werner.weiss(at)foo.at,
www.oeggh.at

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Mag. Martina Löwe – Kommunikationsfachfrau,
Wolfengasse 4/9,
1010 Wien,
Tel. 01/796645050,
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Österreichische Krebshilfe Burgenland

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