DOPPEL-Thema des Monats Dez./Jänner: "Richtig pflegen bei Krebs"

Zusammengestellt von DGKP Christine Wildling, MSc, Pflegepädagogin bei der Österreichischen Krebshilfe Steiermark.

Bedeutung einer Pflegeberatung bei Antitumortherapien

Viele Krebspatientinnen/ Krebspatienten sowie deren Angehörigen befinden sich nach der Diagnose „Krebs“ in einem absoluten emotionalen Ausnahmezustand. In den meisten Fällen findet zeitnah zur Diagnosestellung das Gespräch mit einer Ärztin/ einem Arzt über die weiteren Schritte und Therapieoptionen statt. Die Betroffenen werden mit einer Vielzahl von Informationen überschüttet und sollen aufgrund dieser komplexen Inhalte lebensverändernde Entscheidungen treffen und zugleich eine einschneidende Diagnose verarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt ist eine offene und verständliche Kommunikation unerlässlich um eine gute Basis für ein vertrauensvolles Verhältnis zu bilden. Nach Entscheidungsfindung und vor Einleitung einer Antitumortherapie informiert die behandelnde Ärztin/ der behandelnde Arzt die Patientin/ den Patienten über Wirkung sowie mögliche unerwünschte Wirkungen der Therapie. Ebenso werden der Betroffenen / dem Betroffenen die Struktur für den Therapieablauf von der Medizinerin/ dem Mediziner vorgegeben. Die Rahmenbedingungen enthalten in den meisten Fällen Informationen zur Art der vorgesehen Behandlungsplan (operative Maßnahmen, Strahlentherapie und/ oder die medikamentöse Antitumortherapie) sowie die zeitlichen Abfolgen. Hierbei besteht für die Erkrankte/ den Erkrankten meist nur wenig Raum für eigene Entscheidungsmöglichkeiten.

Anders verhält es sich bei Maßnahmen zur Selbstpflege vor und während ihrer/seiner Antitumortherapie. Im Rahmen einer Antitumortherapie übernimmt die Patientin/ der Patient eine große Eigenverantwortung in Bezug auf seine Körperbeobachtung und pflegerische Prophylaxen. Um die Selbstpflegekompetenz zu erhöhen und dadurch die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern, ist eine gezielte pflegerische Beratung durch diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal im gesamten Behandlungsprozess essentiell. Krebspatientinnen/ Krebspatienten sowie deren Angehörigen stehen gegenwärtig zahlreiche Informationsmöglichkeiten zur Verfügung wie zum Beispiel Broschüren, Bücher, das Internet etc. Durch die Fülle an teilweise kontroversen und nicht wissenschaftlich fundierten Informationen ist es für Laien häufig schwierig, ohne Fachberatung eine passende Auswahl an Selbstpflegemöglichkeiten zu treffen. Daher bietet die Österreichische Krebshilfe Steiermark seit Anfang Oktober 2020 eine Pflegeberatung an, die in vielen individuellen Pflegefragen beratend zur Seite stehen kann. Dieses Angebot findet entweder am Standort Graz in Form eines persönlichen Gesprächs oder aufgrund der derzeitigen Situation telefonisch beziehungsweise mittels Videokonferenz statt. Die pflegerische Beratung kann zu jedem Zeitpunkt der Behandlung in Anspruch genommen werden.

Vor und während einer mit dem zuständigen Behandlungsteam festgelegten Antitumortherapie sind es vor allem Themen wie: pflegerelevante Maßnahmen hinsichtlich der Körperpflege, Hautpflege, Mundpflege, Hygiene, Ausscheidung, Veränderungen des Körperbildes (z.B. Haarausfall, diverse Stomata), Sexualität, Umgang mit zentralvenösen Zugängen (Port A Cath, PICC Line) und Medikamentenmanagement (Antitumortherapie mittels Tabletten) einerseits, anderseits Thematiken wie persönliche Interessen, Sorgen, Bedenken, offene Begrifflichkeiten und/ oder gemeinsames Besprechen von erhaltenen Informationsmaterialien. Hat die Antitumortherapie gestartet und sind trotz Durchführung konsequenter prophylaktischer Maßnahmen dennoch unerwünschte Wirkungen aufgetreten, kann das die diplomierte Fachkraft im Rahmen der Pflegeberatung gezielt auf diverse pflegespezifische Problematiken eingehen um die Lebensqualität zu verbessern und die Betroffenen in ihrer Selbstpflege zu stärken.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Ziel der Pflegeberatung die Steigerung der Adhärenz (Therapieverständnis), Beseitigung von Unsicherheiten, Stärkung der Selbstkompetenz sowie praktische pflegespezifische Umsetzungsmaßnahmen vor wie auch im laufenden Therapieprozess ist.